Samstag, 11. Juni 2011

Geschlechterverhältnisse

11. Juni 2011
Und die "Macht der Frauen"

Regine Sylvester schreibt heute ausführlich in der "Berliner Zeitung" über die "Geschlechterverhältnisse" und "Die Macht der Frauen". Steht wahrscheinlich viel Wahres in diesem Artikel - manchmal muss man sogar schmunzeln. Wenn die Autorin zum Beispiel fragt, wie Frauen "aus dem Westen" eigentlich Männer kennenlernen, wenn die angeblich immer gleich einen Sexismus-Krampf bekommen. Sie dagegen finde nichts dabei, wenn ihr nachgepfiffen wird. Regine Sylvester beschäftigt sich in ihrem Artikel mit Gewalt in Beziehungen, die nicht nur von Männern ausgehe, schreibt über sexuelle Belästigung und nennt Berlusconi einen "Sexprotz". Ein Wort, das störend wirkt in ihrer Analyse.

Dann stellt Regine Sylvester fest, dass "Frauen nicht die besseren Menschen" sind. Aber manchmal sind sie die wesentlich schöneren. Wenn sie unbefangen sind, ehrlich  und klug genug, Schönes, Zärtliches und Wildes  nicht zu zerstören, wenn Liebe und Sex neue Kapitel schreiben. Vielleicht tauchen sie dann in den Träumen eines Mannes irgendwann wieder auf.

Wenn ein schönes Pferd an mir vorbeitrabt, darf ich als Mann hinschauen, wenn aber eine schöne Frau nackt die meterhohen Wellen des Schwarzen Meeres hinter sich lässt und dort ans Ufer kommt, wo ich gerade bin, muss ich den Blick senken? Als sei die Schönheit einer Frau etwas Verwerfliches? Ich habe ihr gesagt, dass sie schön ist und als wir abends Hand in Hand ins Hotel gingen, wurde ich am nächsten Morgen von einem anderen Mann gefragt, wo ich denn diese Frau aufgegabelt hätte, als sei sie eine Speise, die man sich in einem Restaurant bestellt und sich einpacken lässt, um sie zuhause zu genießen.

Bei Liebe und Sex bekommen immer noch viele Frauen und Männer einen Verbalkoller aus der Welt des Konkurrenzkampfes und des Besitzdenkens. Sie vergreifen sich im Ton und wundern sich auch noch darüber, dass die Melodie nicht stimmt. Wer als Mann über die "Macht der Frauen" nachdenkt, während auf der anderen Seite der Tischtennisplatte ein weibliches Wesen mit durchsichtiger Bluse steht, verschlägt nicht nur die Bälle, dem verschlägt es auch die Sprache, wenn sie nach dem Match fragt: "Schlafen wir in deinem oder in meinem Zelt?" Wenn der überhaupt noch reagieren kann, dann schaut er auf die Uhr und sagt: "Aber wir kennen uns doch erst seit einer Stunde."

Nicht nur als Frau, auch als Mann kann man immer noch Nein sagen - und wird wahrscheinlich in wenigen Stunden darüber nachdenken, warum man eigentlich so blöd gewesen ist. Es hat zwar gefunkt, aber Feuer machen war nicht?

Wer sich für den Abend in einer Disco Sprüche ausdenkt, weil er jemanden kennenlernen möchte, geht hoffentlich wieder alleine nach Hause. Der ist doch für keine Überraschung gut. Ist also ein Langweiler, der sein Programm abspult und mit Gewalt will, was sich jeder Taktik  und Strategie entzieht.

Für mich sind die Betrachtungen von Regine Sylvester Funksprüche aus einer anderen Welt, in der man sich nach der Trennung um Materielles streitet, in der Männer und Frauen für Sex bezahlen, in der Gewalt herrscht. Ich habe mich noch nie mit einer Frau um Materielles gestritten, ich bin noch nie zu einer Prostituierten gegangen und lehne jede Gewalt ab.

Dann passiert dies: Man geht mit seiner ersten Frau Hand in Hand durch eine Stadt und wird sogleich gefragt: "Seid ihr wieder zusammen?" Und schon ruft von der anderen Straßenseite eine Frau: "Sind sie nicht. Ich habe ihm nur heute Abend frei gegeben."

Diese Scheidungs-Geschichte erzählt ein Richter wohl heute noch. Ich treffe mich mit ihr vor dem Gericht, wir gehen Hand in Hand in den Gerichtssaal. Wir setzen uns. Der Richter blickt auf und sagt: "Sie sind hier falsch. Das Standesamt ist ein paar Türen weiter." Dieser Richter hat uns minutenlang nicht geglaubt, dass wir uns scheiden lassen wollen.

Ohne Zoff geht´s auch? Jedes Paar streitet sich täglich mehrmals, steht in irgendeiner Studie. So betrachtet habe ich zur Paarbildung nur selten beigetragen. Und das ist gut so...Zärtliche Stunden sind schöner.

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