6. August 2008
Immer mehr Gerichte entscheiden gegen Kinder
Bei solchen Aktionen müssten sich die Organisatoren eigentlich zuerst die juristische Rückendeckung von gewieften Rechtsanwälten sichern, denn sonst gewinnen letzten Endes meistens wieder die Anliegerinnen und Anlieger, die bei vielen Richterinnen und Richtern unverständlicherweise Gehör finden, weil angeblich das Gehör der Beschwerdeführerinnen und Beschwerdeführer leidet, wenn Kinder auf Bolzplätzen hinter dem runden Leder herjagen. Darüber hat sich jetzt auch der Berliner Sportsenator Ehrhart Körting (SPD) beklagt. Er forderte die Bezirke auf, endlich nicht mehr vorauseilend gehorsam zu sein, wenn jemand mit einer Klage droht.
Im April vorigen Jahres hat der Deutsche Fußballbund (DFB) 21 Millionen Euro locker gemacht, damit sich die Fußballweltmeisterschaft in Deutschland weiter positiv auswirkt, der größte Brocken entfiel mit 12 Millionen Euro auf den Bau von 1000 Mini-Sportfeldern. Dazu sagte DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger: „So wie früher muss der Fußball auch außerhalb des Vereins nah an die Menschen kommen. Fußballspielende Kinder und Jugendliche gehören wieder mehr in das Bild unserer Städte und Dörfer.“
Bereits im Jahre 2005 startete Bitburger die Aktion „Bolzplätze für Deutschland“. Peter Rikowski, Geschäftsführer Marketing und Vertrieb, war überrascht über den Erfolg: „Wir haben offensichtlich bei vielen Fußballfreunden einen Nerv getroffen.“
Bei vielen Anliegerinnen und Anliegern solcher Plätze aber offenbar auch, wundert sich Ehrhart Körting inzwischen über die juristische Berliner Welt: „Ich verstehe die Rechtsprechung nicht.“ Immer häufiger bekämen Anliegerinnen und Anlieger vor Gericht Recht, obwohl: „Ich habe wirklich kein Verständnis dafür, wenn jemand Kinderlärm als störend empfindet.“ Der Senator hat selbst fünf Töchter.
Die Klageflut führt zu Schließungen oder zu Nutzungseinschränkungen, Schließdienste überwachen die Öffnungszeiten, während Anliegerinnen und Anlieger auf die Uhr schauen, damit kein Kind und kein Jugendlicher auch nur eine Minute zu viel gegen den Ball tritt.
Die 20 Bolzplätze in Steglitz-Zehlendorf verschwinden mittlerweile unter einem Klageteppich, gegen jeden Platz gibt es Beschwerden wegen Lärmbelästigung, auf acht Plätzen ist schon der Spielbetrieb eingeschränkt worden.
Es wird höchste Zeit, dass deutsche Gerichte diesem Spuk ein Ende machen, sonst werden Dr. Theo Zwanziger für den DFB und Ehrhart Körting für den Berliner Senat zu einsamen Rufern in einer Wüste, in denen Kinder zu Stubenarrest verdonnert werden müssen.
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