Samstag, 25. Juni 2011

Columbo ist tot

25. Juni 2011
Auch Unsterbliche sterben

"Ich hätte da..." Keine Frage mehr. Inspektor Columbo ist tot. Gestorben im Alter von 83 Jahren. Teilt seine Familie mit. 40 Jahre nach Start der Krimiserie hat Peter Falk sich für immer verabschiedet. Nicht mit einer Handbewegung im Weggehen, sondern als Schauspieler, der unter Alzheimer litt. Eine Krankheit, die zu diesem Film-Inspektor nicht so recht passen mag.

Actionfans wird der Erfolg dieser Serie für immer ein Geheimnis bleiben. Columbo ist nie durch Blut gewatet, hat sich in keiner Folge wilde Verfolgungsfahrten mit Verbrechern geliefert. Stets tauchte er am Tatort auf, als gehöre er dort gar nicht hin. Mit gespieltem Desinteresse kümmerte er sich um scheinbar Nebensächliches und ließ sich von den Mörderinnen und Mördern erklären, was er scheinbar nicht verstand. So bekam er sie alle. Nur seine Filmfrau hat man nie zu Gesicht bekommen. Die war immer gerade verhindert, wenn er einen Fall löste.


Und warum hieß dieser stets wider Erwarten doch so pfiffige Inspektor eigentlich Columbo? Dazu haben die Erfinder dieser Serie Unterschiedliches zu Protokoll gegeben, erfahren wir auf einer Fan-Seite. Einmal heißt es, Columbus mit seiner Hartnäckigkeit und Entdeckerfreude sei Namensinspirator gewesen, dann wieder, Columbo sei die Ableitung des Nightclubs “Palumbo´s”, auch ein Mafia-Boss aus den 1950-er Jahren wird in die Ermittlungen einbezogen, sein Name Culombo.

Das ist also ähnlich verzwickt, wie die Fälle, die Peter Falk als Columbo gelöst hat. Die Frage, wie die Erfinder der Serie auf den Vornamen des Inspektors des Los Angeles Police Departments gekommen sind, erübrigt sich. Er hat keinen - sein Hund hieß auch nur "Hund".

In Serie gegangen ist der zerknitterte Inspektor nach dem Pilotfilm “Lösegeld für einen Toten”. Die erste Folge drehte Steven Spielberg. Zu jener Zeit machte sich Peter Falk auch einen Namen mit Spielfilmen wie “Ehemänner” (1970), “Eine Frau unter Einfluss” (1974) und “Opening Night” (1977).

Als Peter Falk drei Jahre alt war, verlor er sein rechtes Auge wegen eines Tumors. Bei der Marine wurde er deshalb ausgemustert, als Koch fuhr er zur See.

Peter Falk ist tot. Doch mit Columbo wurde er unsterblich.

Samstag, 18. Juni 2011

Die Halbnackte

18. Juni 2011
Die Liebe und andere Zustände

Nun könnte ich doch glatt juristisch zurück schlagen: Im niedersächischen Landwirtschaftsministerium hängen Bilder, die einer Künstlergruppe aus Barsinghausen aus "dem Pinsel geflossen" (OT "Deister-Info") sind. Thema: "Liebe und andere Zustände". Auf Leinwand gebannt worden sind auch Erinnerungen.

Zu denen vielleicht auch ich gehöre. Weil ich eine der Künstlerinnen persönlich kenne. Und zwar so persönlich, dass ich sie vor Jahren halbnackt bei einem Spaziergang am Schwarzen Meer fotografiert habe. Dieses Foto verwendete ich für das Cover meiner Broschüre "Blumen im Haar - Philishave am Kinn - Polizeiknüppel im Nacken".


Deswegen meldete sich am 18. August 2010 ein Anwalt aus Hannover bei mir, der mir im Auftrag der halbnackt Fotografierten mit einer Unterlassungsklage drohte. Um die zu vermeiden, sollte ich eine Erklärung unterschreiben, die kostenpflichtig gewesen wäre. Tat ich nicht.

Außerdem sind Abmahnungen, Klageandrohungen und Klagen schon lange nichts Erschröckliches mehr für mich. Jüngst hat mich eine Psycho-Sekte damit geradezu überzogen. Wie ich die halbnackt Fotografierte häufiger ausgezogen habe als ein Jahr Tage hat.

Ich nahm das Foto vom Cover - und dachte mir schmunzelnd: "Ganz vergessen hat sie mich nicht." Was ich ihr jetzt ebenfalls beweisen könnte. Ich müsste nur einen Anwalt ins Landwirtschaftsministerium schicken, der die Bilder der halbnackt Fotografierten begutachtet und dann mit mir darüber berät, ob gemeinsame Bekannte mich wiedererkennen können. Das würde für eine Unterlassungsklage ausreichen.

Fände ich aber slbern. Sollte mich die halbnackt Fotografierte gemalt haben, hoffe ich nur, dass die Proportionen stimmen. Sonst müsste ich annehmen, dass sie sich weniger gut an mich erinnert als ich verdient hätte...

Samstag, 11. Juni 2011

Geschlechterverhältnisse

11. Juni 2011
Und die "Macht der Frauen"

Regine Sylvester schreibt heute ausführlich in der "Berliner Zeitung" über die "Geschlechterverhältnisse" und "Die Macht der Frauen". Steht wahrscheinlich viel Wahres in diesem Artikel - manchmal muss man sogar schmunzeln. Wenn die Autorin zum Beispiel fragt, wie Frauen "aus dem Westen" eigentlich Männer kennenlernen, wenn die angeblich immer gleich einen Sexismus-Krampf bekommen. Sie dagegen finde nichts dabei, wenn ihr nachgepfiffen wird. Regine Sylvester beschäftigt sich in ihrem Artikel mit Gewalt in Beziehungen, die nicht nur von Männern ausgehe, schreibt über sexuelle Belästigung und nennt Berlusconi einen "Sexprotz". Ein Wort, das störend wirkt in ihrer Analyse.

Dann stellt Regine Sylvester fest, dass "Frauen nicht die besseren Menschen" sind. Aber manchmal sind sie die wesentlich schöneren. Wenn sie unbefangen sind, ehrlich  und klug genug, Schönes, Zärtliches und Wildes  nicht zu zerstören, wenn Liebe und Sex neue Kapitel schreiben. Vielleicht tauchen sie dann in den Träumen eines Mannes irgendwann wieder auf.

Wenn ein schönes Pferd an mir vorbeitrabt, darf ich als Mann hinschauen, wenn aber eine schöne Frau nackt die meterhohen Wellen des Schwarzen Meeres hinter sich lässt und dort ans Ufer kommt, wo ich gerade bin, muss ich den Blick senken? Als sei die Schönheit einer Frau etwas Verwerfliches? Ich habe ihr gesagt, dass sie schön ist und als wir abends Hand in Hand ins Hotel gingen, wurde ich am nächsten Morgen von einem anderen Mann gefragt, wo ich denn diese Frau aufgegabelt hätte, als sei sie eine Speise, die man sich in einem Restaurant bestellt und sich einpacken lässt, um sie zuhause zu genießen.

Bei Liebe und Sex bekommen immer noch viele Frauen und Männer einen Verbalkoller aus der Welt des Konkurrenzkampfes und des Besitzdenkens. Sie vergreifen sich im Ton und wundern sich auch noch darüber, dass die Melodie nicht stimmt. Wer als Mann über die "Macht der Frauen" nachdenkt, während auf der anderen Seite der Tischtennisplatte ein weibliches Wesen mit durchsichtiger Bluse steht, verschlägt nicht nur die Bälle, dem verschlägt es auch die Sprache, wenn sie nach dem Match fragt: "Schlafen wir in deinem oder in meinem Zelt?" Wenn der überhaupt noch reagieren kann, dann schaut er auf die Uhr und sagt: "Aber wir kennen uns doch erst seit einer Stunde."

Nicht nur als Frau, auch als Mann kann man immer noch Nein sagen - und wird wahrscheinlich in wenigen Stunden darüber nachdenken, warum man eigentlich so blöd gewesen ist. Es hat zwar gefunkt, aber Feuer machen war nicht?

Wer sich für den Abend in einer Disco Sprüche ausdenkt, weil er jemanden kennenlernen möchte, geht hoffentlich wieder alleine nach Hause. Der ist doch für keine Überraschung gut. Ist also ein Langweiler, der sein Programm abspult und mit Gewalt will, was sich jeder Taktik  und Strategie entzieht.

Für mich sind die Betrachtungen von Regine Sylvester Funksprüche aus einer anderen Welt, in der man sich nach der Trennung um Materielles streitet, in der Männer und Frauen für Sex bezahlen, in der Gewalt herrscht. Ich habe mich noch nie mit einer Frau um Materielles gestritten, ich bin noch nie zu einer Prostituierten gegangen und lehne jede Gewalt ab.

Dann passiert dies: Man geht mit seiner ersten Frau Hand in Hand durch eine Stadt und wird sogleich gefragt: "Seid ihr wieder zusammen?" Und schon ruft von der anderen Straßenseite eine Frau: "Sind sie nicht. Ich habe ihm nur heute Abend frei gegeben."

Diese Scheidungs-Geschichte erzählt ein Richter wohl heute noch. Ich treffe mich mit ihr vor dem Gericht, wir gehen Hand in Hand in den Gerichtssaal. Wir setzen uns. Der Richter blickt auf und sagt: "Sie sind hier falsch. Das Standesamt ist ein paar Türen weiter." Dieser Richter hat uns minutenlang nicht geglaubt, dass wir uns scheiden lassen wollen.

Ohne Zoff geht´s auch? Jedes Paar streitet sich täglich mehrmals, steht in irgendeiner Studie. So betrachtet habe ich zur Paarbildung nur selten beigetragen. Und das ist gut so...Zärtliche Stunden sind schöner.

Freitag, 10. Juni 2011

Mietjustiz

10. Juni 2011
Finanzierung eines privaten Gefängnisses in Bremervörde

Die Richter in Erfurt verdonnern Bösewichte auf Mietbasis. Heißt: Das Haus der Justiz gehört nicht dem Land, es ist gemietet. Wie jetzt auch ein Gefängnis in Bremervörde. Für 25 Jahre. Sollte das Land Niedersachsen in dieser Zeit pleite gehen, gehen die hinter Gittern sitzenden Gefangenen in den Besitz des Gebäudeeigentümers über? Der dann mit den Leuten machen kann, was er will?

So weit wird es nicht kommen, versichert der niedersächsische Ministerpräsident David McAllister. Das Modell sei so sicher, sicherer gehe es gar nicht. Es funktioniert Gerüchten zufolge nämlich so: Wird jemand in Bremervörde und drumherum zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, muss er einen Untermietervertrag mit dem Land abschließen. Die Miethöhe richtet sich nach der Schwere der Tat. Außerdem muss jeder Verurteilte eine Kaution hinterlegen.

Gerät ein Gefangener mit der Miete in Rückstand, weil er sein Geld beispielsweise für Drogen ausgibt, die man bekanntermaßen in einem Gefängnis leichter bekommt als sonstwo, wird erst einmal die Kaution vom Land Niedersachsen verbraucht. Kann ein Gefangener dann immer noch nicht die Miete zahlen, weil er beispielsweise immer noch Drogen nimmt, ermittelt das Land Niedersachsen den Dealer. Mit dem wird ein Unteruntermietervertrag geschlossen. Nun zahlt also der Dealer die Miete für den Gefangenen, den er mit Drogen versorgt.

Sollte die Polizei unvorsichtigerweise einen Rauschgiftring sprengen und deshalb der Unteruntermieter als Dealer im Gefängnis zu Bremervörde landen, zahlt der zwei Mieten und hinterlegt zwei Kautionen. Ist auch der irgendwann klamm, weil er im Gefängnis so leicht an Drogen herankommt wie sonst nirgendwo, muss er mit dem Land Niedersachsen einen Werkvertrag abschließen. In diesem Vertrag verpflichtet er sich, zumindest so viele Drogen an Mitgefangene weiter zu verkaufen, dass er stets und pünktlich die Miete zahlen kann.

Der niedersächsische Ministerpräsident David McAllister hat also Recht: Das Modell ist prima.

Dienstag, 7. Juni 2011

Witzlos

7. Juni 2011
Wenn man den Humor verliert

Da wird der Hund in der Pfanne verrückt. 35 000 Witzbolde aus 15 Staaten haben darüber abgestimmt, welche Nation am humorlosesten ist. Ergebnis: Deutschland. Das darf doch wohl nicht wahr sein.

Vorgeworfen wird uns Rationalität. Die vertrage sich nicht mit Humor. Von wegen! Wir gehen ganz rational davon aus, dass wir einen an der Waffel haben. Und machen das auch noch öffentlich. Wie jetzt Angela Merkel in den USA. Die hat sich dafür bedankt, dass die Amerikaner unverbrüchlich an der Seite Deutschlands gestanden haben, als die Mauer bröckelte.

Da fällt der Bundeskanzlerin doch wohl der Kalk aus dem vergesslichen Gehirn. Sonst würde sie sich daran erinnern, wo sie für die DDR gearbeitet hat, während andere auf die Straßen in Leipzig gingen. Könnte man meinen. Ist aber Humor. Schwarzer sogar.

Die feixt sich einen über diese - laut gleicher Umfrage - witzigen Amerikaner. Die meisten von denen wissen nicht einmal, wo das angeblich ach so humorlose Deutschland herumliegt. Und was man nicht kennt, muss einem irgendwie bekannt vorkommen, wenn man nicht als völlig dämlich dastehen will.

Außerdem haben wir Deutschen den Humor erfunden. Bis ein Schweizer die Berge hoch gekraxelt kommt und das Gegenteil behauptet. Bis dahin ist das klassisch belegt. Mit Wilhelm Busch und seinen Bildergeschichten, die ab 1859 erschienen sind.

Donnerstag, 2. Juni 2011

Sexismus

2. Juni 2011
...zur Minna machen

Bei Sexismus geht es bekanntermaßen um eine soziale Konstruktion. Nicht um Lust. Sexismus geht tiefer. Tiefer kann man schon gar nicht mehr fallen. Würde man bei diesem oder jenem Zitat  "Mann" mit "Jude" ersetzen, wäre so manche Schrift längst verboten.

Dennoch scheinen sich einige über die so genannte "Rückkehr" des Sexismus zu freuen. Als sei er jemals weg gewesen. Auch so betrachtet, besteht zur Freude kein Grund.

Wer eine Medaille nur umkehrt, hält immer noch dieselbe Medaille in der Hand. Ob nun der Frau eine Rippe fehlt oder dem Mann, irgend jemand wird stets ausgezählt.

Ein Picknick mit einer Sexistin wäre so: Bei einer ungeraden Zahl will sie nicht benachteiligt werden. Kann man: Ihr ein Rippchen mehr zugestehen - oder ein Rippchen dem Hund geben. Müsste aber wohl eine Hündin sein.

Nach dem Picknick müsste sich eine Sexistin auch nicht erheben - sie blickt immer auf einen Mann herab. Da der nach ihrer Auffassung unfertig ist, darf er getrost fertig gemacht werden.

Wer jedoch um sich beißt, ist ein Angstbeißer. Wovor also hat eine Sexistin Angst? Hat sie die gleiche Angst wie ein Sexist? Oder unterscheiden sich die Angst eines Mannes und die Angst einer Frau, obwohl sie beide ein Brett vor dem Kopf haben?

Sind weibliche Bretter dicker oder dünner als männliche Bretter? Oder ist ein Brett ein Brett? Fragen über Fragen, die man nur beantworten muss, wenn man dem Sexismus frönt. Frönen kommt von Fron. Und bedeutet: Sklaverei.

Da kann man nur eins verlieren: die Fesseln.