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Mittwoch, 28. Mai 2008

Ehemals verdeckter Ermittler

28. Mai 2008
Wo wohnt dieser potenzielle Kläger eigentlich?

„Wußten Sie, daß der Herausgeber und nach dem Mediengesetz verantwortliche Journalist W. E. Glöckel über 10 Jahre in Sondereinheiten der Exekutive, auch als verdeckter Ermittler international tätig war?

Er es mit Mördern, Terroristen, Betrügern, Menschenhändlern, Drogenhändlern, Sexualstraftätern usw zu tun hatte?“

Von dieser Werbung für einen qualitativ hochwertigen Nachrichtendienst im Internet sind wir doch wohl alle schwer beeindruckt. Allerdings bekommt man nur auf Umwegen heraus, wo dieser einstmals verdeckte Ermittler seinen Wohnsitz hat - nicht einmal, wenn er in Wien einen Anwalt einschaltet, kann man sich die Suche ersparen, der verrät auch nur, dass der Sitz dieses Verlegers „im Ausland liegt“. Von Österreich aus gesehen könnte damit durchaus Deutschland gemeint sein.

W. E. Glöckel hält aber mehr vom österreichischen als vom deutschen Recht - wenn er Schadenersatzforderungen stellt. Die bewegen sich in diesem Fall im vierstelligen Bereich. Ansonsten will er laut Anwalt eine „erforderlich werdende Eskalation“ vermeiden.

Satire auf Verhalten der Staatsanwaltschaft Koblenz

Geben soll für mich wieder einmal seliger sein denn nehmen. Dabei geht es um eine Satire, in der ich mich mit dem Verhalten der Koblenzer Staatsanwaltschaft beschäftigt habe, der seit über einem Jahr ein internes Schreiben vorliegt, das angeblich von der deutschen Zentrale der Zeugen Jehovas stammt. Angeordnet worden ist demnach die Vernichtung von Beweismaterial.

Da der Medienrummel riesig wäre, wenn derlei in der Scientology Church geschehen würde, habe ich mir diese Einleitung einfallen lassen: „Die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW) hat ihren Sitz in Berlin, einmal monatlich erscheint der ´Materialdienst´ mit Artikeln über den Markt der Religionen, vorab ist in diesen Tagen ein Newsletter verschickt worden, aufmerksam gemacht wird auch auf diesen Beitrag in der Mai-Ausgabe: ´Neue Geheimdokumente von Scientology im Internet´.

Wenn nun die Scientology Church ihre Anwälte mobil machen sollte, um diese Dokumente wieder aus dem Netz zu bekommen, würde sich sicherlich sofort die Hamburger Senatsbeauftragte Ursula Caberta per Pressekonferenz zu Wort melden und ein solches Vorgehen als weiteren Beweis für die Verfassungsfeindlichkeit dieser Psychogruppe werten, im ´Materialdienst´ erschiene ein weiterer Beitrag mit kritischen Stimmen, der Verfassungsschutz würde alle Ferngläser schärfen, die in fast allen Bundesländern auf die Anhänger des Science-fiction-Autors L. Ron Hubbard gerichtet sind.“

Probe aufs Exempel

Anschließend machte ich die Probe aufs Exempel und setzte bei der Schilderung merkwürdigen Verhaltens der Zeugen Jehovas das Wort „Scientologen“ ein - und deshalb wurde aus einem Prozess, den die Zeugen Jehovas gegen W. E. Glöckel gewonnen haben, ein erfolgreicher Prozess der Scientologen.

So ging es in meiner Satire weiter bis zu dieser Klarstellung: „Damit ist die Probe aufs Exempel beendet. Die Rede ist hier nicht von der Scientology Church, sondern von den Zeugen Jehovas.“

Dennoch will mir der ehemals verdeckte Ermittler per Anwalt aus dieser Satire einen finanziellen Strick drehen. Baumeln soll ich so: Ein Link führe zu den Prozessberichten von W. E. Glöckel, außerdem hätte ich die Behauptung aufgestellt, dieser Verleger sei „ehemaliger Scientologe“. Weiter schreibt der Wiener Anwalt, dass diese Behauptung nicht nur unwahr sei, sondern auch ehrverletzend und geschäftsschädigend.

Abgeleitet werden daraus folgende Forderungen von W. E. Glöckel: Meine Satire soll aus dem Internet verschwinden und von einem Widerruf ersetzt werden, Schadenersatz in vierstelliger Höhe und ein Anwaltshonorar in dreistelliger Höhe. Die Zahlung soll auf ein Fremdgeldkonto des Anwaltes erfolgen.

Bin daran gewöhnt

An solche Vorstöße habe ich mich längst gewöhnt: In nicht einmal zwei Jahren bin ich vom Oberbürgermeister der Stadt Wilhelmshaven verklagt worden (der zog seine Klage nach dem ersten Termin wieder zurück und trug die Kosten), drohte mir ein Callcenter-Geschäftsführer (ich forderte seine Anwältin vergeblich zu einer Klage auf), kündigte ein Landgerichtspräsident juristische Schritte an (zu meiner Antwort fiel ihm nichts mehr ein), stand bei mir ein Buchverlag auf der Matte (der sich zurückzog, als ich offensiv blieb), hat ein FDP-Mitglied für die Veröffentlichung eines Leserbriefes von mir Schadenersatz verlangt, gibt es am 18. Juli 2008 vor dem Landgericht in Hamburg wahrscheinlich einen Prozess, den die Zeugen Jehovas gegen mich angestrengt haben (meine Anwältin hat Abweisung der Klage beantragt) und lässt mir nun jener W. E. Glöckel ein Anwaltsschreiben ohne Angabe seiner Wohn- und seiner Verlagsadresse zukommen.

Eins scheint aber sicher zu sein: Der Prozess würde in Wien stattfinden. Dort bin ich schon lange nicht mehr gewesen…Jener Anwalt schreibt zwar: „Dass die damit verbundenen Kosten Ihnen zur Last liegen, liegt auf der Hand.“ Doch ich behaupte glatt das Gegenteil.

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