Donnerstag, 21. August 2008

Ramadan

20. August 2008
Genug blutige Köpfe

Immer wieder stellen vornehmlich CDU-Politikerinnen und -Politiker die Gretchenfrage und lehnen das gemeinsame Gebet von Muslimen und Christen mit dem Hinweis auf „schlimme Dinge“, die im Koran stehen, kategorisch ab. Verbündete finden sie in der Evangelischen Allianz, einem Zusammenschluss eher konservativer Kreise, der 1846 in London gegründet worden ist.

Zum Thema heißt es auf den Allianz-Internetseiten: „Es geht nicht um den Absolutheitsanspruch einer Religion, sondern um die Ausschließlichkeit des einen, wahren Gottes. Im Licht des biblischen Zeugnisses ist der Islam deshalb einer der vielen und durchaus beeindruckenden menschlichen – und damit letztlich widergöttlichen – Versuche, menschliche Gedanken über Gott als Offenbarung Gottes auszugeben.

Aus diesem Grund ist das gemeinsame Beten mit Muslimen abzulehnen.“

3,4 Millionen Muslime in Deutschland

In Deutschland leben 3,4 Millionen Muslime, für die um den 1. September herum der Ramadan beginnt. Er ist einer der fünf Säulen des Islam, Erwachsene sollen 30 Tage lang bis zur Dunkelheit auf Essen und Trinken, Parfüm, Zigaretten und Sex verzichten. Gefordert wird außerdem Versöhnungsbereitschaft.

Darauf antwortet die Evangelische Allianz mit „30 Tage Gebet für die islamische Welt“. Die Begründung: „Die Gemeinde Jesu Christi in der islamischen Welt wächst und auch sie braucht unser Gebet.“

Ringparabel für religiöse Toleranz

Nun kennen von uns viele die Ringparabel aus „Nathan der Weise“, so haben viele Generationen etwas über religiöse Toleranz gelernt und über die einzige Möglichkeit, wie ein friedliches Miteinander der Weltreligionen erreicht werden kann, die Evangelische Allianz jedoch scheint irgendwie Gefahr zu wittern, wenn sie auf eine Studie des Bundesinnenministeriums zum Thema „Muslime in Deutschland“ verweist und folgende Zahlen nennt: „Rund 85 Prozent der Muslime in Deutschland bezeichnen sich als religiös oder sehr religiös.“ Das sei eine immens hohe Zahl, wird dazu angemerkt, eine Begründung jedoch, warum es sich dabei um eine „immens hohe Zahl“ handelt, fehlt. Ganz offensichtlich hat die Evangelische Allianz dabei einen Vergleich mit dem Christentum im Hinterkopf.

Fehlende Logik

Ansonsten mangelt es der Argumentation dieses konservativen Zusammenschlusses an Logik. Wenn nämlich betont wird, dass es nur einen wahren, einzigen Gott gibt, dann stellt man auch einen Absolutheitsanspruch, fügt man auch noch hinzu, dass der Islam zwar beeindruckend, aber letzten Endes „widergöttlich“ ist, werden alle Brücken abgebrochen und die Versicherung, dass man den Glauben der Muslime achtet, klingt nach Heuchelei.

In einer Welt, die immer enger zusammenrückt, stellen solche Thesen eine Gefahr dar. Nicht ausmalen darf man sich außerdem, wie das Urteil über das Judentum lauten müsste, wenn man die Argumentation der Evangelischen Allianz zu Ende denkt.

Deshalb kann nur gelten: Das Gemeinsame betonen und über die Unterschiede auf gleichberechtigter Basis diskutieren - ohne Wenn und Aber. Trifft man sich also an einem Ort, wo gebetet wird, betet man gemeinsam - und schiebt für die Ablehnung keine „schlimmen Dinge“ im Koran vor, die gibt es durchaus aus heutiger Sicht auch in der Bibel…

Im Namen der Religion sind genug Köpfe eingeschlagen worden...

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Mittwoch, 6. August 2008

Bolzplätze II

6. August 2008
Immer mehr Gerichte entscheiden gegen Kinder

Bei solchen Aktionen müssten sich die Organisatoren eigentlich zuerst die juristische Rückendeckung von gewieften Rechtsanwälten sichern, denn sonst gewinnen letzten Endes meistens wieder die Anliegerinnen und Anlieger, die bei vielen Richterinnen und Richtern unverständlicherweise Gehör finden, weil angeblich das Gehör der Beschwerdeführerinnen und Beschwerdeführer leidet, wenn Kinder auf Bolzplätzen hinter dem runden Leder herjagen. Darüber hat sich jetzt auch der Berliner Sportsenator Ehrhart Körting (SPD) beklagt. Er forderte die Bezirke auf, endlich nicht mehr vorauseilend gehorsam zu sein, wenn jemand mit einer Klage droht.

Im April vorigen Jahres hat der Deutsche Fußballbund (DFB) 21 Millionen Euro locker gemacht, damit sich die Fußballweltmeisterschaft in Deutschland weiter positiv auswirkt, der größte Brocken entfiel mit 12 Millionen Euro auf den Bau von 1000 Mini-Sportfeldern. Dazu sagte DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger: „So wie früher muss der Fußball auch außerhalb des Vereins nah an die Menschen kommen. Fußballspielende Kinder und Jugendliche gehören wieder mehr in das Bild unserer Städte und Dörfer.“

Bereits im Jahre 2005 startete Bitburger die Aktion „Bolzplätze für Deutschland“. Peter Rikowski, Geschäftsführer Marketing und Vertrieb, war überrascht über den Erfolg: „Wir haben offensichtlich bei vielen Fußballfreunden einen Nerv getroffen.“

Bei vielen Anliegerinnen und Anliegern solcher Plätze aber offenbar auch, wundert sich Ehrhart Körting inzwischen über die juristische Berliner Welt: „Ich verstehe die Rechtsprechung nicht.“ Immer häufiger bekämen Anliegerinnen und Anlieger vor Gericht Recht, obwohl: „Ich habe wirklich kein Verständnis dafür, wenn jemand Kinderlärm als störend empfindet.“ Der Senator hat selbst fünf Töchter.

Die Klageflut führt zu Schließungen oder zu Nutzungseinschränkungen, Schließdienste überwachen die Öffnungszeiten, während Anliegerinnen und Anlieger auf die Uhr schauen, damit kein Kind und kein Jugendlicher auch nur eine Minute zu viel gegen den Ball tritt.

Die 20 Bolzplätze in Steglitz-Zehlendorf verschwinden mittlerweile unter einem Klageteppich, gegen jeden Platz gibt es Beschwerden wegen Lärmbelästigung, auf acht Plätzen ist schon der Spielbetrieb eingeschränkt worden.

Es wird höchste Zeit, dass deutsche Gerichte diesem Spuk ein Ende machen, sonst werden Dr. Theo Zwanziger für den DFB und Ehrhart Körting für den Berliner Senat zu einsamen Rufern in einer Wüste, in denen Kinder zu Stubenarrest verdonnert werden müssen.

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