Freitag, 26. Dezember 2008

Fundamental falsch

26. Dezember 2008
EuroPride 09 in Zürich: Lobby für Familie?

Nicht nur die Scientologen verbergen sich hinter vielen Tarnorganisationen, christliche Fundamentalisten können das auch. In der Schweiz geben sie sich dafür den Namen „Familienlobby“ und kopieren flugs ein Logo gegen Aids zu einem Logo gegen die geplante EuroPride 09 in Zürich. Begleitend gibt es einen Internet-Auftritt mit der scheinheiligen Versicherung: „Natürlich soll jeder Mensch seinen Lebensstil selber wählen dürfen.“ Dann ist aber Ende mit tolerant, denn angeblich droht allerlei Schlimmes. Dies zum Beispiel: „Sie verführt junge Menschen, die ihre sexuelle Identität suchen, zu falschen Annahmen und untergräbt ihre Möglichkeit, sich im Rahmen einer Familie zu verwirklichen.“ Die nächste Warnung klingt nach Papst Weihnachten 2008: „Sie arbeitet an der Zerstörung der traditionellen Familie.“

Demonstriert werden soll in Zürich für die Menschenrechte von Schwulen, Lesben, Bi- und Transsexuellen. Entstanden ist die Pride-Bewegung nach einer Polizei-Razzia in einer New Yorker Szenebar im Jahre 1969. Seither werden in jungen Leuten falsche Annahmen geweckt? Welche denn? Zur Beantwortung dieser Fragen kommt die „Familienlobby“ statistisch daher. Schwule und Lesben sind demnach kreuzunglücklich. Das darf man durchaus wörtlich nehmen. Christliche Fundamentalisten verfolgen nämlich solche Ziele. Mit der Bibel sind sie dermaßen schlagfertig, dass jede und jeder früher oder später Kopfschmerzen bekommen muss, falls er sein Gehirn zum Denken gebraucht.

So lange nämlich die eine Sexualität besser sein soll als die andere, müssen Vorurteile zur Untermauerung unhaltbarer Thesen her. Dabei können sich christliche Fundamentalisten noch nicht einmal darauf einigen, wie Sexualität denn zu sein hat. Der Papst würde sagen: Auf jeden Fall erst in der Ehe. Andere sagen sogar: gar nicht. Licht aus, Kind produzieren und das Ergebnis eines Tages zur Schule schicken, ist deren Sexual-Logik, die nicht mehr aus dem Bauch kommen darf, sondern nur noch einem Ziel untergeordnet werden darf: der Fortpflanzung.

Wohin derlei Gedankengut führt, wissen wir aus der Geschichte. Darum sei den Organisatoren von EuroPride09 zugerufen: Nun demonstriert man schön - fröhlich! Eines Tages werdet ihr auch das nicht mehr müssen. Wie wir Männer, die Frauen mögen. Für uns bleibt das so, bis die erste Frau Papst wird. Dann werden wir neu diskutieren. Aber erst dann!

Sonntag, 21. Dezember 2008

SPD-Abgeordneter versteht nichts

21. Dezember 2008
Wiefelspütz macht Putz

Wie viel Putz will dieser SPD-Bundestagsabordnete und innenpolitische Sprecher der SPD-Fraktion auf Abgeordnetenwatch denn noch machen? Glaubt Dr. Dieter Wiefelspütz, der so aussieht, als seien gleich mehrere Schönheitsoperationen gescheitert, dass auch das „virtuelle Gedächtnis“ der Wählerinnen und Wähler kurz ist?

Oder war der 62-Jährige an diesem Sonntag nur so schlecht gelaunt, weil der plötzliche Tod seines Friseurs den dringend erforderlichen Eingriff in die Haarpracht des Richters a. D. verhindert hat?

Wie dem auch sei: Missgelaunt bügelte Wiefelspütz am 20. Dezember 2008 alle an ihn gerichteten Fragen ab. Einen Bürger, der sich kritisch zum Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr geäußert hatte, fragte er: „…haben Sie ein Mandat…?“ „Es reicht“, schrieb dieser SPD-Bundestagsabgeordnete einem Kritiker des BKA-Gesetzes um die Ohren. Denn: „Ich habe zur BKA-Novelle bei abgeordnetenwatch vierhundertsiebenundneunzigmal Stellung genommen.“ Während einige Zeitgenossen Schäfchen zählen, um in den Schlaf zu finden, zählt dieser Politiker seine Antworten, um sich um den Schlaf zu bringen? „Nicht ausreichende Angaben“ warf er einer Frau vor, die sich Sorgen um die Höhe ihrer Rente machte. „Ihre Fragen habe ich bei abgeordnetenwatch bereits hundertfach (oder zweihundertfach?) beantwortet. Lesen Sie bitte die Antworten nach“, kam er der nächsten Fragenden wieder statistisch und teilte dann noch einem ehemaligen Heimkind mit, was er an diesem Sonntag eigentlich allen mitgeteilt hatte: „Ich verstehe nicht, was Sie von mir wollen.“

Wozu - fragt man sich bei der Betrachtung seines Fotos in Kürschners Volkshandbuch Deutscher Bundestag - hat Dieter Wiefelspütz eigentlich derart abstehende Ohren. Wenn er sowieso nichts versteht, kann er sie doch auch am Kopf festkleben.

Der Mann ist übrigens auch noch Brillenträger. Da kann man dem in Lünen noch aktiven Rechtsanwalt eigentlich nur raten: Brille putzen und mit geschärftem Blick in das Grundgesetz schauen. Dort steht nämlich, dass alle Macht vom Volke ausgeht. Dieses Volk hat also nicht nur unzählige Mandate, es verteilt sie sogar noch. Das Portal abgeordnetenwatch will Politik gläsern machen und ein „virtuelles Gedächtnis“ sein. Also gilt nicht nur an diesem 20. Dezember 2008 auch für diesen Juristen die Liedzeile eines anderen Juristen: „Nichts ist vergessen…“

Freitag, 12. Dezember 2008

Merkel und Jugendämter

12. Dezember 2008
Flunkert die Bundeskanzlerin?

Einspruch, Frau Bundeskanzlerin! Auf den Internet-Seiten von Angela Merkel hat eine Bundesbürgerin vor knapp einem halben Jahr eine Antwort zu kritischen Anmerkungen über die Arbeit von deutschen Jugendämtern bekommen, die weiterhin falsch ist. Damals schrieb das Bundespresseamt im Auftrag der Regierungschefin: „Zu Diskriminierungen durch Träger der öffentlichen Jugendhilfe kam es dabei nur in einigen wenigen Fällen. Das Bundesfamilienministerium (BMFSFJ) hat sich intensiv mit den Petitionen an den EU-Petitionsausschuss befasst. Die Befürchtung, dass die Petitionen auf ein grundlegendes Problem hindeuten, hat sich erfreulicherweise nicht bestätigt.“

Es geht um: 200 Petitionen. Mit denen hat sich der Ausschuss noch gar nicht abschließend beschäftigt, geht aus einer Mitteilung des Vorsitzenden hervor. Eltern, die sich an das Europäische Parlament gewendet haben, werden immer noch vertröstet. Das wäre sicherlich nicht erforderlich, wenn das Bundesfamilienministerium bereits alle Petitionen intensiv geprüft hätte. Dann hätte Ursula von der Leyen doch sicherlich den laut Bundespresseamt wenigen Familien geholfen, die Opfer von Jugendamts-Willkür geworden sind.

Offenbar übt sich die Bundeskanzlerin in Augenwischerei oder Schlimmerem. Besucht man im Internet die entsprechenden Foren, ahnt man, wie groß das Problem ist. Kommt dann einer auf die Idee, jemanden wie mich als Ansprechpartner öffentlich zu benennen, dann sollte Angela Merkel nur einen Tag in meiner Wohnung Telefondienst machen…

Als Redakteur bin ich durchaus in der Lage, Spinner von Nichtspinnern zu unterscheiden. Versuche ich, Licht ins Dunkel zu bringen, dann setzen Mechanismen ein: Jugendämter setzen die Eltern unter Druck und drohen mit Sorgerechtsentzug, falls der Kontakt zu mir nicht abgebrochen wird. Kommen Eltern auf die Idee, bei Behördengängen Zeugen mitzunehmen, werden die Daumenschrauben angezogen. Gehandelt wird nach folgendem Schema: Haben Eltern eigene Vorstellungen über die Zukunft ihres Kindes, lautet die Jugendamts-Antwort: „Sie sind nicht kooperativ. Und wer nicht kooperativ ist, ist auch nicht erziehungsfähig.“ Resignieren Eltern schließlich, sagt man ihnen: „Haben wir doch gewusst. Sie haben doch gar kein Interesse an Ihrem Kind.“

Familien werden zerstört, während ein paar Häuser weiter Kinder misshandelt werden. Jeder von uns muss nur täglich seine Lokalzeitung aufschlagen. In jeder Ausgabe wird er mehrere Berichte über Kindesmisshandlungen finden. Es ist etwas faul im Staate Deutschland, davor sollte die Bundeskanzlerin nicht länger die Augen verschließen und sich informieren, bevor sie einer besorgten Bundesbürgerin antwortet. Von einer Regierungschefin darf man doch wohl verlangen, dass sie die Realität kennt. Was geschieht, wenn man zu lange in einer virtuellen Welt lebt, beweist die Finanzkrise…

Frau Bundeskanzlerin, vielleicht lesen Sie mal die Geschichte über den Jungen, der nicht zur Schule darf. Ich werde sie demnächst erzählen. Oder die Geschichte über einen Vater, der inzwischen Morddrohungen bekommt, weil er auf Missstände in Behörden und Schulen hinweist. Nur wer die Probleme kennt, kann sie auch lösen. Und: Immer schön bei der Wahrheit bleiben, denn ich kenne keine Familie, die sich per Petition an das Europäische Parlament gewendet und zwischenzeitlich ein Hilfsangebot des Bundesfamilienministerium bekommen hat. Wie intensiv also war die Prüfung der Petitionen verzweifelter Eltern?