Donnerstag, 1. April 2010

Scientology-Spielfilm

1. April 2010
Wenn nichts mehr bleibt wird Jürg Stettler Pressesprecher

So sehen sie also aus: Scientologen, die gesünder, widerstandsfähiger und intelligenter sind als wir, die nach etlichen Saunagängen einen Atomkrieg überleben und Radioaktivität von sich abstreifen wie unsereins eine lästige Fliege, die in absoluter Freiheit leben, weil sie alles Negative hinter sich lassen, die nicht mehr sterben, sondern nur ihre Daseinsform ändern. Gestern nach dem Spielfilm "Bis nichts mehr bleibt" haben sie ein TV-Gesicht bekommen: Doppelkinn, etwas übergewichtig, Brille - Jürg Stettler, Pressesprecher.

Nichts fällt diesem Mann bei "Hart, aber fair" zu Einblendungen von Scientology-Behauptungen über Gerichtsurteile ein, die mit den Urteilstexten verglichen werden, die noch einmal eingespielten Spielfilm-Szenen zu Therapiemethoden und Kindererziehung entlocken ihm lediglich den Hinweis auf einen Link mit Gegendarstellungen seiner Organisation.

Wie der TV-Pastor, der neben ihm sitzt, macht Jürg Stettler die Fliege. Der Ruf nach seinem Rechtsbeistand klingt wie ein Hilferuf. Ein Spielfilm hat ihn erwischt. 90 Minuten aus einem Psycho-Konzern, der mit Blechbüchsen an einem Messgerät die Nadel von Trauma zu Trauma schwingen lässt, bis sie schwebt. Erinnerung gelöscht, die nächste bitte!

"Bis nichts mehr bleibt" spielt in einem Gerichtssaal. Ein Vater kämpft um seine Tochter. Seine Anwältin erklärt die Sprache des Psycho-Konzerns. Die Methoden. Der Vater erinnert sich. An einen Test mit merkwürdigen Fragen. An Therapiesitzungen, bei denen der Therapeut auf eine Nadel starrt und Fragen stellt, als sei er das personifizierte Messgerät für hinderliche Gefühle. An Zuckerbot und Peitsche. An eine Ehe, die ihm entgleitet, weil seine Frau weiter geht als er. An die Tage, an denen er auch seine Tochter verliert. Dann verliert er auch noch den Prozess.

Stimmt nicht, sagt dazu Jürg Stettler bei "Hart, aber fair". Diesen Prozess habe Scientology verloren. Denn auch das hat dieser Pressesprecher nicht mitbekommen: Bei "Bis nichts mehr bleibt" handelt es sich um einen Spielfilm mit mehreren Geschichten in einer Geschichte. So sehen sie also aus: die Scientologen, die gesünder, widerstandsfähiger und intelligenter sind als wir.    

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