7. April 2010
Begegnung mit einer ehemaligen Satanspriesterin
In einem Café in einer Stadt im Ruhrgebiet hat sie neben mir gesessen, wenn ich mich bei einem Treffen ehemaliger Sektenmitglieder zu Wort meldete, ruhte ihr Blick auf meinem Gesicht, streichelte sie mich mit ihren Augen. So zärtlich ist, dachte ich, also eine ehemalige Satanspriesterin. Sie ging, bevor das Treffen beendet war. Sie wollte zu ihrer Tochter. Ich sah ihr nach.
Nach einigen Wochen hatte ich sie fast schon wieder vergessen, ich betrat ein Café in Hannover, dort saß sie. Hinten, in einer Ecke. Sie stand auf, kam auf mich zu, sagte: "Lass uns gehen!"
Auf dem Weg zu meiner Wohnung sagte sie kein Wort, sie sah mich an, als sei sie heimgekehrt. Sie musste mir nichts erklären. Ich wusste alles. Wir saßen in meinem Wohnzimmer, bis die Sonne unterging. "Mach das Licht nicht an", sagte sie und legte ihren Kopf auf meine Schulter. Sie schlief ein. Ich holte eine Decke,
Sie verschlief das Frühstück, sie wurde auch nicht wach, als ich mich auf den Weg zur Arbeit machte. Ich hinterließ eine Nachricht auf dem Wohnzimmertisch. Meine Gedanken blieben bei ihr. Kreisten um sie bis zum Feierabend. Wochenende.
"Setz dich bitte auf die andere Couch", sagte sie und gab mir einen Kuss. In den nächsten Stunden nahm sie mich mit auf eine Reise zum Teufel, den sie verehrt hatte, weil sie glaubte, er sei nach der Verbannung aus dem Himmel so einsam wie sie nach der ersten Nacht mit ihrem Vater, der sie zum ersten Mal missbraucht hatte, als sie 12 war. Als sie 15 war, lernte sie einen Jungen kennen, der aus Böse Gut machte, aus Lüge Wahrheit, der von ihr ein Kind wollte, das dem Satan geopfert werden sollte. sie wurde schwanger, hatte eine Fehlgeburt.
Mit 18 verdiente sie ihr Geld als Prostituierte, mit Sadomaso lockte sie Prominente an, peitschte auch katholische Priester aus, die sie anbeteten, weil sie diese Geistlichen leiden ließ. Dann sollte sie wieder ein Kind für den Teufel bekommen. Bei einer Schwarzen Messe. Sie packte ihre Koffer. Zog in eine andere Stadt. Machte ein Lehre. Bekam ein Mädchen. Nun hatte sie eine kleine Familie. Eine kleine Familie ohne Vater. Väter sind schlecht. Sie kommen nachts zu ihren Töchtern.
Sie beendete ihre Geschichte mit den Worten: "Ich werde mich umbringen." Dann setzte sie sich neben mich. Unsere Körper berührten sich nicht. Sie schwieg. Beantwortete keine meiner Fragen. Dann schwieg auch ich. Die Zeit tropfte in die Stille, bis uns die Augen zufielen.
Geweckt wurde ich von Geklapper in der Küche. Sie war wie verwandelt. Wirbelte zwischen Frühstückstisch und Kühlschrank hin und her. "Ich habe alles gefunden", sagte sie. "Ich werde dich verwöhnen. Wie und wo du willst."
Sie blieb bis Montag. Wenn sie wieder von Selbstmord sprach, nahm ich sie bei der Hand, führte sie zum Spiegel im Flur und sagte ihr, wie schön sie war. Sie müsse nur hinschauen.
"So", sagte sie, "fahre ich manchmal Auto. Nackt. Dann gaffen die Männer. Wie blöd geworden. Das mag ich." Sie machte eine Pause. "Dich mag ich auch. Ich habe dich nur zu spät getroffen."
Sie verließ meine Wohnung, als ich bei einem dienstlichen Termin war. Nichts erinnerte mehr an sie. Als sei sie nie da gewesen.
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