Samstag, 10. Mai 2008

Pfingsten

10. Mai 2008
Dieser Feiertag macht Kirchen sprachlos

Wenn es in einigen Monaten wieder Weihnachten ist, werden ab September in Supermärkten Schoko-Weihnachtsmänner angeboten, und wenn es in einigen Monaten wieder Ostern ist, sehen die Schoko-Figuren wochenlang aus wie Osterhasen.

Pfingsten aber kommt immer still und leise und geht auch still und leise wieder vorbei. Keine Kasse klingelt deswegen süß, nirgendwo werden Markttore für Kunstgewerbliches geöffnet, kein Pastor erklärt uns täglich im Radio, was wir demnächst feiern, wenn wir erst alle Geschenke gekauft haben. Dieser Feiertag macht die Werbewirtschaft ähnlich rat- und sprachlos wie die Kirchen.

Männer, die in einem Haus sitzen, über dem der Himmel braust, Männer, die von einer Minute zur anderen jede Sprache beherrschen und jedem in seiner Muttersprache antworten, das wirkt zu unheimlich. Daraus kann niemand eine einfache Geschichte machen, die ohne viel Nachdenken erzählt und gefeiert wird. Eine solche Geschichte birgt Gefahren, am besten täte man sie ab wie einige damals, die davon ausgegangen sind, dass diese Männer einfach nur betrunken waren.

Einfach abtun können die Kirchen Pfingsten aber nicht, weil ihre Lehre sonst ins Wanken geriete, zu Gott und zu Jesus gehört der Heilige Geist. Doch Letzterer weht laut Bibel, wo er will - und da er bis heute über keiner Kirche geweht hat, müssen Päpsten hin und wieder ein paar kleinere Wunder zugeschrieben werden, während die evangelische Kirche sogar darauf verzichten muss.

Ein paar Glaubensgemeinschaften, die kleiner sind als die evangelische und die katholische, haben diese religiöse Lücke erkannt und behaupten entweder einfach, dass der Heilige Geist bei ihnen noch wirke, sie üben sich deshalb in Zungenreden und Ekstase, doch irgendwann fliegt der Schwindel auf, oder sie behaupten, dass man den Heiligen Geist spenden könne, man müsse nur ein bestimmtes Amt haben und die Hände auflegen, doch anschließend geschieht nichts, was man auch nur annähernd mit dem Pfingstwunder vergleichen könnte.

Was tun? Dies: Pfingsten zur Geburtsstunde der Kirche erklären. Doch: welcher Kirche? Schon braust die nächste Frage ins christliche Glaubensgebäude. Zu der sich diese gesellt: Geburtstage feiert man doch fröhlich und ausgelassen - wie Weihnachten die Geburt von Jesus - warum dann diese Stille und Sprachlosigkeit zu Pfingsten?

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