23. Februar 2010
Ungeahnte Folgen
Im Netz kursiert eine ironische Betrachtung der Bürokratenwelt, die liest sich in leicht abgewandelter Form so:
Die Damentoilette im Rathaus ist verstopft - plötzlich und ohne Vorwarnung!
Darauf reagiert ein Verwaltungsbeamter des mittleren Dienstes selbstherrlich und in völliger Überschätzung seiner Kompetenz. Er gibt einem örtlichen Sanitärbetrieb den Auftrag für die Verstopfungsbeseitigung.
Glücklicherweise ist ein Beamter des gehobenen Dienstes anwesend, als die Handwerker eintreffen. Sofort erkennt er die ganze Tragweite des Skandals. Nicht nur, dass ein Schwippschwager des Untergebenen in der Firma arbeitet, ist unfassbar, der Auftrag hätte außerdem ordnungsgemäß ausgeschrieben werden müssen - europaweit!
Der Inspektor leitet sofort die erforderlichen Schritte ein: Die Handwerker werden des Rathauses verwiesen, das Damenklo versiegelt, der Auftrag ausgeschrieben und gegen den Auftraggeber ein Disziplinarverfahren eingeleitet. Weiter verfügt der Inspektor, dass das Herrenklo bis zur Reparatur zum Damenklo umfunktioniert wird und die männlichen Bewohner an einer vor dem Rathaus stehenden Linde ihre Notdurft zu verrichten haben.
Die Betroffenen beschweren sich deswegen beim Personalrat, da es keine sinnvolle Regelung für das "große Geschäft" gibt. Der Inspektor bestellt daraufhin einen ToiToiToi-Container, allerdings ohne Rücksprache mit seinem Dienstvorgesetzten und ohne Ausschreibung.
Ein zufällig an der Linde urinierender Beamter des höheren Dienstes lässt den Container sofort wieder abfahren. Für das intakte Klo erstellt er einen Nutzungsplan. Der Hausmeister bekommt den Auftrag, alle zwei Stunden das Geschlechtspiktogramm an der Toilettentür auszutauschen. Der Inspektor hat ein Disziplinarverfahren am Hals.
Da die Herren der Schöpfung während der Damenbenutzungszeiten ihr "kleines Geschäft" weiterhin an der Linde verrichten, beschweren sich die weiblichen Beschäftigten bei der Gleichstellungsbeaufttragten, weil sich die Männer so einen illegitimen Vorteil verschaffen. Der Bürgermeister lässt die Linde fällen - ohne Rücksprache mit dem Umweltministerium und ohne europaweite Ausschreibung.
Die ganze Führungsetage des Rathauses wird suspendiert. Ein Klempner aus Spanien soll das Damenklo reparieren, der Toilettencontainer kommt aus Nordfinnland.
Doch: Ein Praktikant ist schneller. Er bringt von zuhause eine Handspirale mit und beseitigt die Verstopfung.
Diese beispiellose Eigeninitiative bedeutet für die Verwaltung eine große Herausforderung. Vor der Einleitung eines Disziplinarverfahrens müsste der junge Mann erst einmal verbeamtet werden.
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