Mittwoch, 9. Juli 2008

Bolzplätze

9. Juli 2008
Lärm ist schlecht - kein Lärm auch

„SchlaflO.s heißt sie und schlaflos soll sie für alle Mitwirkenden sein: Die 1. Oberhausener Kulturnacht am Samstag, 16. August 2008. Von 18 bis 24 Uhr (anschl. Ende offen in Altenberg, in der Chill-Da-Halle und im Ebertbad) werden sich viele Oberhausener Kulturinstitute und Kulturanbieter mit einem interessanten und abwechslungsreichen Programm präsentieren“, wird diese Ankündigung auf den Seiten der Stadt Oberhausen wohl kaum einen weiteren Internet-Auftritt provozieren, obwohl es innerhalb der Stadtmauern ein paar Bürgerinnen und Bürger gibt, die sich schon jetzt über Schlaflosigkeit beklagen.

Nicht zur Ruhe kommen diese Beschwerdeführerinnen und Beschwerdeführer aber nicht wegen Kultur, sondern weil es in der Nähe ihrer Häuser und Wohnungen Bolzplätze gibt, gegen die sie nach eigenem Bekunden zwar nichts haben, aber: Solche Plätze sind mit Lärm verbunden und der wirkt auf diese Leute störend.

Alles wird notiert

Jede subjektiv betrachtete nächtliche Ruhestörung, jede mit Kopfschmerzen formulierte Dienstaufsichtsbeschwerde, jeden aus unerfindlichen Gründen erfolglosen Polizeieinsatz und jede spielenden Kindern und feiernden Jugendlichen zur Last gelegte Sachbeschädigung setzt ein Oberhausener ins Netz, stellt Fotos dazu und notiert alles, was sich sonst noch auf solchen Plätzen tut. Jeder hat eben sein Hobby, könnte man darüber schmunzeln, wenn nicht überall Oberhausen wäre.

Oberhausen ist auch in Wilhelmshaven. Dort hat jüngst Oberbürgermeister Eberhard Menzel bei einem Pressetermin Handyfotos präsentiert, um zu beweisen, dass auf einem der Bolzplätze der Stadt nie Kinder spielen. Deswegen könne niemand etwas dagegen haben, wenn dieses Grundstück verkauft werden solle. Der Rat stimmte trotzdem gegen den Verkauf und jetzt fehlte nur noch, dass sich auf diesem Platz Kinder und Jugendliche einfinden, während Bedienstete des Oberbürgermeisters zu einem Fototermin herbeieilen. Ist nämlich beides nicht in Ordnung: Bolzplätze, auf denen nichts los ist und Bolzplätze, auf denen etwas los ist.

Richter darf nicht gegen Ball treten

Zudem ist Oberhausen in Gehrden bei Hannover. Dort sind Anwohner eines Bolzplatzes vor das Verwaltungsgericht gezogen. Die Kläger wohnen 30 Meter von diesem Platz entfernt, akustische Pein erleiden sie immer, wenn ein Schuss nicht im Tor, sondern am Metallgitterzaun landet.

Vor der mündlichen Verhandlung macht sich das Gericht auf den Weg zu diesem Bolzplatz und will dort ganz Ohr sein. Hoffentlich juckt es den Richter bei diesem Termin nicht in den Füßen, wenn ein Ball auf ihn zurollt. Dann würde er von diesen Klägern sogleich wegen Befangenheit abgelehnt werden.

Bei anderer Gelegenheit stecken solche Zeitgenossinnen und Zeitgenossen die Köpfe zusammen und tuscheln sich Beschwerden über Kinder und Jugendliche zu, die nur noch am PC sitzen. Es ist deswegen höchste Zeit für eine Klage, eingereicht von einem Nachbarn, der bei offenem Fenster nicht in den Mittagsschlaf kommt, weil in der Wohnung neben ihm ein Mädchen oder Junge so lärmend in die Tasten haut, dass man sich nur noch die Ohren zuhalten kann…

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