Sonntag, 30. Mai 2010

Song-Contest in Oslo

30. Mai 2010
Es könnte so einfach sein - ist es für Lena auch

Kein bisschen Frieden, sondern Lena Meyer-Landrut - eine 18-Jährige startet in Hannover zu einem Ausflug ohne ihre Klasse, landet in Oslo, wird dort 19, steht täglich im Rampenlicht, Medienvertreter spitzen die Ohren bei jedem Satz der Abiturientin, machen Fotos, wo immer sie auftaucht. Erste soll sie werden beim Song-Contest. Wird sie nicht, bekommt sie darauf Brief und Ralf Siegel. Der findet die junge Hannoveranerin zwar sympathisch, aber mehr auch nicht. Platz 1 soll sie nicht wiederholen.

Doch Lena Meyer-Landrut bleibt wie die Stadt, in der sie zur Welt gekommen ist. Hannover hat der Welt auch lange verschwiegen, dass an der Leine die Expo stattfindet. Es hat sich trotzdem herumgesprochen. Diese Stadt gilt lieber als grau als mit den schönen Ecken hausieren zu gehen. Wenn jemand darauf hinweisen will, dann bitte - aber muss das wirklich sein?

Wie nun für Lena Meyer-Landrut Song-Contest sein muss. Sie wäre zwar gern bei ihrer Klasse, die sich ebenfalls auf Reisen befindet, aber - sagt sie "Spiegel online" - "Oslo ist auch prima". Und wird nach ihrem Auftritt noch besser. Neunmal bekommt sie die Höchstnote, fast jedes Land gibt ihr Punkte und sie kommt mit dem Zusammenzählen kaum noch nach. Bis jemand sagt: "Du hast gewonnen." Das will sie nicht glauben. Es gebe doch noch mehr Länder, sagt sie.

Da inzwischen aber an Platz 1 nicht mehr zu rütteln ist, schüttelt sie schnell wieder alles ab, was nicht Lena Meyer-Landrut wäre. Alles sei ganz einfach gewesen, sagt sie, als hätte jede geschafft, was sie soeben geschafft hat. Das sagt sie nicht, um weitere Sympathiepunkte zu gewinnen, das meint sie so.

Claudia Roth als Bündnisgrüne ist da anders. Die würdigt den Erfolg der 19-Jährigen in einer Pressemitteilung so: "Lena hat Europa gerockt und begeistert." Der Erfolg der jungen Hannoveranerin sei auch ein Erfolg für junge Popmusik aus Deutschland und stehe "für das Lebensgefühl einer jungen europäischen Generation, die alte Grenzen überwindet und zusammenfindet".

Claudia Roth kommt aus Ulm und plappert in Musiksendungen bis über die Schmerzgrenze - warum also nicht auch nach dem Song-Contest in Oslo?

Mittwoch, 19. Mai 2010

Medien und Eishockey-WM

19. Mai 2010
Und sagen kein einziges Nachrichtenwort

Nun also der größte Erfolg bei einer Eishockey-Weltmeisterschaft seit 2003: Mit einem 2 : 1-Sieg gegen die Slowakei hat das deutsche Team den Sprung ins Viertelfinale geschafft. Gegen die Schweiz am Donnerstag ist sogar das Halbfinale drin.

In der Zwischenrunde hätten die Jungs von Uwe Krupp Russland beinahe in die Verlängerung gekämpft, nach einer Schwächephase gegen Weißrussland kehrte die Mannschaft zu alter Stärke zurück, jeder flitzte für jeden hinter dem Puck her, bis die Slowakei vorübergehend resignierte, beinahe aber noch den Ausgleich in letzter Sekunde geschafft hätte. Dann nur noch Jubel auf dem Eis und auf den Rängen.

Denoch ist die Eishockey-WM immer noch nicht in allen Medien angekommen.  Immer noch gibt es Radiostationen, die kein einziges Nachrichtenwort über dieses Ereignis verlieren, das bislang fast 450 000 Fans in die Stadien gelockt hat. Über die Verletzung von Michael Ballack dagegen wird stündlich berichtet. Als sei die Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika für die Deutschen beendet, bevor sie begonnen hat.

Woran liegt´s? Ist dieses Spiel zu schnell für eine kontinuierliche Berichterstattung? Oder liegt es an den Fans? Fest steht: Die sind friedlich - in den Stadien und in den Fanzonen. Manche kostümieren sich zwar verrückt, doch: Niemand dreht durch. Angefeuert werden die Mannschaften getrennt, gefeiert wird gemeinsam. Ist deswegen zu wenig am Medienknochen?

Haben etwa zu viele Reporter den Satz verinnerlicht: "Only bad news are good news"?

Donnerstag, 13. Mai 2010

Eishockey-WM in Deutschland

13. Mai 2010
Für einen Wolfsburger einfach zu schnell

"Eishockey", schreibt ein Wolfsburger in meinen Chat-Room, "ist nichts für mich. Ist einfach zu schnell." Deshalb wisse er nie, wo der Puck ist. Jedenfalls bei dieser Eishockey-WM nicht immer beim Gegner, der die Deutschen ins Leere laufen lässt und durch die Lücken die Scheibe auf das Tor jagt. Bis die deutschen Schlittschuh-Hasen die Schläger strecken und mit dem Zählen der Gegentore nicht mehr nachkommen.

Gegentore hat es bei dieser WM erst drei gegeben. In jedem Spiel eins. Gegen die USA, gegen Finnland und gegen Dänemark. Woraus die Kommentatoren auf Sport 1 schlossen:  "Schießt der Gegner stets nur ein Tor, kann man mit zwei Toren gewinnen." Wie gegen die US-Boys in der Verlängerung und gegen Finnland erzielten die Gastgeber sogar drei Treffer. Damit sind die Deutschen in der Zwischenrunde - und die USA finden sich in der Abstiegszone wieder.

Begonnen hat dieses Eishockey-Märchen vor einer Weltrekordkulisse auf Schalke, die US-Boys rannten immer wütender an, während die Deutschen die Angriffswellen brachen und gefährliche Konter fuhren. Im Spiel gegen Finnland sah es zwei Drittel lang nach einer Klatsche aus, im Schlussdrittel wäre beinahe noch der Ausgleich gefallen. Die Dänen nahmen nach zwei Siegen den Mund zu voll und hätten gestern Abend möglicherweise jeden Gegner schlagen können - nur nicht die Jungs von Trainer Uwe Krupp.

Den bisherigen WM-Verlauf hat Haie-Stürmer Christoph Ullmann mit seiner Analyse des gestrigen Geschehens  auf den Punkt gebracht: "...eine tolle Mannschaftsleistung."  

Und schon sind wir beim Wetter. Da sich Petrus Eishockey bei sommerlichen Temperaturen wohl nicht vorstellen kann, lässt er die Temperaturen nicht aus der Bibber-Zone. Frage: Wenn wir schon bei den Spielen der deutschen Mannschaft nicht fortwährend zittern müssen, sollen wir das zumindest bei Spaziergängen oder Radtouren tun? Nächste Frage: Wozu dann auch noch grauer Himmel und fast täglich Regen?

Davon lassen sich doch nicht einmal mehr kleine Tiere beeindrucken. Soeben hat mich bei einem Hundespaziergang (kurz bevor sie ertrunken ist?) eine Mücke gestochen...

Montag, 10. Mai 2010

Fußball-WM in Südafrika

10. Mai 2010
Bald beginnt das Fußballfest in Südafrika

Der Ball ist bekanntlich rund und rollt vom 11. Juni bis 11. Juli durch Südafrika. Erwartet werden fast 500 000 Besucherinnen und Besucher aus dem Ausland, die während des Turniers um die 800 Millionen Euro ausgeben. Der Gastgeber spielt in einer Gruppe mit Mexiko, Uruguay und Frankreich. Das Motto der Fans lautet "My team - my passion - my country".

Eine Fußballweltmeisterschaft in Afrika oder Asien - daran hat über Jahrzehnte niemand einen Gedanken verschwendet. Gespielt wurde abwechselnd in Südamerika und in Europa. Mannschaften aus Asien oder Afrika schieden immer schnell wieder aus. 1966 setzte Nordkorea mit dem Erreichen des Viertelfinales das erste Ausrufungszeichen.

24 Jahre später rieb sich die Fußballwelt wieder die Augen. Kamerun eroberte die Herzen der Fans, ein 38-Jähriger dribbelte sich durch die gegnerischen Abwehrreihen, als seien sie gar nicht vorhanden. Roger Miller hieß dieser Mann, der eigentlich schon in Fußball-Rente war. Mit vier Toren schoss er seine Mannschaft ins Viertelfinale gegen England. Die Entscheidung für das Mutterland des Fußballs fiel erst in der Verlängerung.

Mit der Elfenbeinküste erstrahlte ein zweiter afrikanischer Fußballstern. Die Elf um Drogba wird von Experten bei der WM in Südafrika sogar zu den Geheimfavoriten gezählt.

Es ist also angerichtet für ein spannendes Turnier und für ein Fußballfest - trotz aller Bedenken, die besonders in Europa lange gepflegt worden sind. Gespielt wird - das steht fest. Und die USA werden frech. "Wir können jeden schlagen", übt sich das Team gar nicht erst in Bescheidenheit. Schaun mer mal.

Freitag, 7. Mai 2010

Das Mixa-Dilemma

7. Mai 2010
Eine Schlange zischelt Zweifel

Die Staatsanwaltschaft von Ingolstadt hat Vorermittlungen gegen Walter Mixa eingeleitet. Der Vorwurf - erhoben von katholischer Seite: sexueller Missbrauch eines Minderjährigen. Schon meldet sich dieser Bischof zu Wort - und beteuert seine Unschuld. Von irgendwoher zischelt eine Schlange Zweifel: "Wie lange?" Und schlängelt sich züngelnd durch die jüngere Medienvergangenheit dieses Mannes, der bislang immer nur vorübergehend vollkommen unschuldig gewesen ist.

Der Schlange schließen sich an: Journalisten, die bereits die nächste Lüge wittern. Die Redakteure, die Walter Mixa gerufen hat, wird er nun nicht mehr los - und man fragt sich: Was ist das eigentliche Dilemma des 69-Jährigen? Ein "reines Herz" hat er jedenfalls nicht. Das hat er einem Redakteur nur vorgeschwindelt.

Anmaßung könnte die zutreffende Antwort sein. Die saugt dieser katholische Bischof wohl aus Anmaßungen seiner Kirche, die angeblich immer einen Stellvertreter Gottes an ihrer Spitze weiß - obwohl sie täglich erfährt, dass der Chef im Himmel sich nie beim Chef auf Erden meldet. Muss frustrierend sein - der Papst reagiert darauf mit Kabinettstückchen: hin und wieder ein angebliches Wunder, ab und zu Sündenvergebung für eine Menschenmasse, Geheimnistuerei um ein Grabtuch, Legendenbildung über Gebeine und Marienerscheinungen.

Des Papstes neue Kleider reichen Walter Mixa offenbar nicht. Der Frust muss anders bewältigt werden. Viele machen es so wie dieser katholische Bischof: Sie kühlen ihr Mütchen an Schwächeren. Nur: Das ist keine Entschuldigung. Außerdem: Wer Kinder schlägt, handelt mies. Wer sich dann auch noch darauf beruft, dass auch andere Kinder schlagen, ist ein Dummkopf. Mag er katholischer Bischof sein oder Kellner. Noch schlimmer wird es bei Walter Mixa, weil: Bei ihm paaren sich offenbar Arroganz und Dummheit.

Montag, 3. Mai 2010

Sexualkunde vor Gericht

1. Mai 2010

Sexualkunde mit Professor aus Lüneburg und Anwalt aus Uelzen

Manchmal sollte man sagen: Den Laden dicht machen, der Letzte löscht auf dem Weg nach Frankreich, Italien oder Dänemark das Licht. Wenn es um das Bildungssystem geht beispielsweise. Einer Studie zufolge sind über 80 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer für ihren Beruf nicht oder nicht mehr geeignet.

Wenn es um eine 15-Jährige geht, die laut Verwaltungsgericht vom Erlanger Jugendamt völlig grundlos in ein Heim gesteckt worden ist ebenfalls. Das Jugendamt habe nur Vermutungen angestellt, Fakten gebe es nicht.

Doch das Leben hat auch heitere Seiten: Wenn der Anwalt der Therapeutischen Gemeinschaft Wilschenbruch im größten Saal des Hamburger Landgerichtes Sexualkundliches vom Stapel lässt, fällt einem der Sponti-Spruch "Wissen ist Macht, nichts wissen macht nichts" ein. Denn: Jener Jurist erklärt dem Richter, dass Verhütung in den ersten neun Monaten in der Einrichtung Vorschrift sei, weil bei ehemaligen Drogenkonsumenten erhöhte Ansteckungsgefahr bestehe. Thema ist die Verhütung per Spirale. Die schützt doch gar nicht vor Aids oder anderen Krankheiten, stutzt der Richter, der den jüngsten Schriftsatz der Therapeutischen Gemeinschaft Wilschenbruch noch gar nicht gelesen hat.

Dieser Schriftsatz enthält eine gar merkwürdige Schilderung: Der Frau sei gar keine Spirale eingesetzt worden. Freiwillig habe sie sich in weiblicher Begleitung zu einem Frauenarzt begeben. In der Praxis sei die Begleiterin hinter einen Vorhang geschlüpft, so habe sie das Gespräch zwischen Arzt und Patientin mitverfolgen können. Wohl deswegen ist diese Berichterstatterin fast sicher: Die Patientin aus der Therapeutischen Gemeinschaft Wilschenbruch hat eine Drei-Monats-Spritze bekommen.

Und die schützt vor Aids und anderen Krankheiten, die beim Geschlechtsverkehr übertragen werden können? Hätte man nun im größten Saal des Hamburger Landgerichtes den Juristen der Therapeutischen Gemeinschaft Wilschenbruch fragen können. Ob das was gebracht hätte?

3. Mai 2010
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zu TG-Sexualkunde

Sehr geehrter Herr Tjaden,


Kondome bieten bei konsequenter und korrekter Anwendung einen zuverlässigen Schutz vor einer HIV-Infektion und einer Schwangerschaft.

Die Spirale ist ein Empfängnisverhütungsmittel und bietet keinen Schutz  vor HIV oder anderen sexuell übertragbare Krankheiten.