Freitag, 4. Juni 2010

Kabel-Salat Deutschland

4. Juni 2010
In einem Haus mit einem Inkassobüro


Gerichtsvollzieher und Mitarbeiter von Inkassobüros haben es üblicherweise nicht leicht. Sobald ruchbar wird, dass sie auftauchen, verkrümeln sich vermeintliche und tatsächliche Schuldnerinnen und Schuldner, wenn Gerichtsvollzieher oder Mitarbeiter von Inkassobüros zweimal klingeln, ist niemand da. Das kostet Nerven. Und Zeit.

Zeit sparen dagegen Gerichtsvollzieher und Mitarbeiter von Inkassobüros, die für Kabel Deutschland Geld eintreiben sollen. Nicht immer - aber immer häufiger. Weil: Zumindest vermeintliche Schuldnerinnen und Schuldner warten nicht immer auf den ersten Klingelton an ihrer Wohnungs- oder Haustür, sie schwärmen selbst aus, machen sich auf den Weg zu Gerichtsvollzieher oder Mitarbeiter eines Inkassobüros.

Erleben kann man das live und in Farbe, wenn man in einem Haus wohnt, in dem auch ein Gerichtsvollzieher oder ein Mitarbeiter eines Inkassobüros lebt. Schon vor dem ersten Hundespaziergang lässt man ein Ehepaar herein, dass Rechnungen von diesem Erfurter Unternehmen bekommt, dann Mahnungen und schließlich..."Wir sind noch nie bei Kabel Deutschland Kunden gewesen", berichten sie im Vorübergehen.

Ob´s stimmt? Gegenfrage: Würde das jemand erfinden und losmarschieren? Kaum vom Hundespaziergang zurückgekehrt, steht jemand vor einem, der nachweisen kann: "Gestern habe ich die aktuelle Rechnung von Kabel Deutschland bekommen und heute einen Brief vom Inkassobüro, in dem die Rechnung von gestern angemahnt wird." Ein Blick auf die Rechnungsnummern beweist: Der Mann hat Recht.

Das kann man nun nicht mehr wuppen? Kann man - erfährt man aus der Leidensgeschichte eines weiteren Protestlers. Dessen Postbotin hat die Rechnungen von Kabel Deutschland zurückgeschickt, weil sie meinte: "Der wohnt jetzt woanders." Als sie ihren Irrtum eingesehen hatte, informierte sie das Unternehmen aus Erfurt über die Panne. Worauf Kabel Deutschland entgegnete: "Die Rechnungen sind nie an uns zurückgeschickt worden." Womit wir etwas völlig Neues gelernt hätten: Eine Postbotin gesteht eine Panne zu der es nie gekommen ist?

Ausbaden muss die der Protestler. Dessen Telefonleitung ist inzwischen tot. Damit beweist das Erfurter Unternehmen seine Dankbarkeit dafür, dass jener Kunde die monatlich fälligen Beträge weiter überwiesen hat. Bei diesen Überweisungen gab er seine Kundennummer an, die Rechnungsnummern kannte er schließlich nicht.

Der Mann ahnt Böses auf dem Weg zum Inkassobüro-Mitarbeiter: "Überweisungen ohne Rechnungsnummern können die in Erfurt nicht zuordnen." Bald wird er wissen, ob das stimmt. Die tote Telefonleitung könnte ein Beweis für seine These sein.

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