Montag, 3. Mai 2010

Sexualkunde vor Gericht

1. Mai 2010

Sexualkunde mit Professor aus Lüneburg und Anwalt aus Uelzen

Manchmal sollte man sagen: Den Laden dicht machen, der Letzte löscht auf dem Weg nach Frankreich, Italien oder Dänemark das Licht. Wenn es um das Bildungssystem geht beispielsweise. Einer Studie zufolge sind über 80 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer für ihren Beruf nicht oder nicht mehr geeignet.

Wenn es um eine 15-Jährige geht, die laut Verwaltungsgericht vom Erlanger Jugendamt völlig grundlos in ein Heim gesteckt worden ist ebenfalls. Das Jugendamt habe nur Vermutungen angestellt, Fakten gebe es nicht.

Doch das Leben hat auch heitere Seiten: Wenn der Anwalt der Therapeutischen Gemeinschaft Wilschenbruch im größten Saal des Hamburger Landgerichtes Sexualkundliches vom Stapel lässt, fällt einem der Sponti-Spruch "Wissen ist Macht, nichts wissen macht nichts" ein. Denn: Jener Jurist erklärt dem Richter, dass Verhütung in den ersten neun Monaten in der Einrichtung Vorschrift sei, weil bei ehemaligen Drogenkonsumenten erhöhte Ansteckungsgefahr bestehe. Thema ist die Verhütung per Spirale. Die schützt doch gar nicht vor Aids oder anderen Krankheiten, stutzt der Richter, der den jüngsten Schriftsatz der Therapeutischen Gemeinschaft Wilschenbruch noch gar nicht gelesen hat.

Dieser Schriftsatz enthält eine gar merkwürdige Schilderung: Der Frau sei gar keine Spirale eingesetzt worden. Freiwillig habe sie sich in weiblicher Begleitung zu einem Frauenarzt begeben. In der Praxis sei die Begleiterin hinter einen Vorhang geschlüpft, so habe sie das Gespräch zwischen Arzt und Patientin mitverfolgen können. Wohl deswegen ist diese Berichterstatterin fast sicher: Die Patientin aus der Therapeutischen Gemeinschaft Wilschenbruch hat eine Drei-Monats-Spritze bekommen.

Und die schützt vor Aids und anderen Krankheiten, die beim Geschlechtsverkehr übertragen werden können? Hätte man nun im größten Saal des Hamburger Landgerichtes den Juristen der Therapeutischen Gemeinschaft Wilschenbruch fragen können. Ob das was gebracht hätte?

3. Mai 2010
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zu TG-Sexualkunde

Sehr geehrter Herr Tjaden,


Kondome bieten bei konsequenter und korrekter Anwendung einen zuverlässigen Schutz vor einer HIV-Infektion und einer Schwangerschaft.

Die Spirale ist ein Empfängnisverhütungsmittel und bietet keinen Schutz  vor HIV oder anderen sexuell übertragbare Krankheiten.

9 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Dann haben die Macher von dem Werbespott ,,Gib Aids keine Chance'' ja wohl auch etwas vallig fölsch verstanden .

Heinz-Peter Tjaden hat gesagt…

@Jugendhilfedesaster

Das ist doch häufiger das Problem: Bei Aufklärungskampagnen werden die wahren Experten nicht befragt. Stachowske und sein Anwalt hätten sonst Hinweise geben können, wie man sich gegen Aids etc. schützt.

Anonym hat gesagt…

Mich hat es fast vom Stuhl gehauen als ich Herrn Rechtsanwalt S. in seinen Ausführungen über die zwangsweise Verhütung per Spirale aufmerksam folgen wollte, die u.a. Gegenstand der Verhandlung war.
"Nein, meine Herren, dazu muss man nicht studiert haben!" :-)))))))))

Heinz-Peter Tjaden hat gesagt…

@anonym

Ich erkenne da eine gewisse Undankbarkeit. Anwalt S. hat der Öffentlichkeit neue medizinische Erkenntnisse zur Aids-Bekämpfung bekannt gemacht, die in der Therapeutischen Gemeinschaft Wilschenbruch von Prof. Dr. S. gewonnen worden sind. Nun heißt es vor dem Sex nicht mehr "Gib mir Gummi", jetzt sagt man: "Bring meine Spirale in Schwung."

Anonym hat gesagt…

"Bring meine Spirale in Schwung" finde ich auch weit weniger ekelig, als gefüllte Preservative, zur Kontrolle, abgeben zu müssen, was auch bei der Verhandlung zur Sprache kam. Aber, jedem das Seine.

Anonym hat gesagt…

Vieleicht handeln die ja mit dem dem Saatgut .

Anonym hat gesagt…

Ich würde diesen Leuten die -BRAVO- wärmstens empfehlen . Ich glaub , die fangen auch immer wieder von vorne an !!!

Anonym hat gesagt…

Ich könnt mich totlachen,was fürn Irrsinn.Ich frage mich für wen das wohl peinlicher ist.Für die Klienten die die gefüllten Pariser in Briefumschläge packen und dem Team abgeben.Stachowske der mit solchen Verhütungsmethoden als Prof.um sich schmeißt,oder der Anwalt der sowas vertritt.

Anonym hat gesagt…

Spirale oder 3 Monats-Spritze?.
Die Wahrheit ist doch ganz einfach bei dem zuständigen Arzt oder der Krankenkasse abzufragen.Die müssen doch wissen, was sie für die Patientin bezahlt haben! Da wird man dann erfahren, was sich hinter oder gar vor dem Vorhang abgespielt hat.