Mittwoch, 4. Juni 2008

Graffiti

4. Juni 2008
Zwischen Kunst und Sachbeschädigung

Friedrich Nietzsche ist 1882 ein “Narr in Verzweiflung” gewesen, als er sich Gedanken über das Sprichwort “Narrenhände beschmieren Tisch und Wände” machte und zu dem Schluss kam, dass er sich nach dem Saubermachen stets wünsche: “…säh gern ich euch, ihr Überweisen, mit Weisheit Tisch und Wand besch…”

Doch eine solche Handlungsweise käme noch teurer zu stehen als sie es heute schon ist. Auf 200 Millionen Euro hat der Deutsche Städtetag den Schaden geschätzt, den Sprayer jährlich anrichten. Die Polizei warnt deshalb vor dem Griff zur Farbdose: “Wer mit 16 Jahren beim illegalen Sprayen erwischt wird, läuft Gefahr, bis zu seinem 46. Lebensjahr für den von ihm verursachten Schaden zur Kasse gebeten zu werden. Denn so lange gelten die zivilrechtlichen Ansprüche des Geschädigten gegenüber dem Täter. Wird nur ein einzelner Täter aus einer Gruppe von Sprayern überführt, haftet er zudem für den gesamten Schaden.”

Wissenschaftliches Thema

Für Hausbesitzer, für Städte und Kommunen sind Graffitis ein Ärgernis, für Gerichte ein juristisches und für ein Institut in Wien ein wissenschaftliches Thema. In der österreichischen Hauptstadt beschäftigen sich seit 1996 Wissenschaftler, Künstler und Laien mit dieser Kunstform, für die es nicht nur in Berlin sogar ein Museum gibt, das sich aber nicht so ganz wohl in seinen Mauern fühlt, weil draußen sein besser wäre.

Bei einem Wettbewerb der Deutschen Bahn AG ist Graffiti mit Vandalismus in einem Atemzug genannt worden. Den ersten Preis gewann die Dietrich-Bonhoefer-Realschule aus Gifhorn. Die Schülerinnen und Schüler drehten in Zusammenarbeit mit der Polizei zwei Kurzfilme und stellten Interviews mit jungen Leuten ins Netz.

Minister überreicht Preis

Die Auszeichnung überreichte der niedersächsische Innenminister Uwe Schünemann im hannoverschen Hauptbahnhof, der vor der Weltausstellung im Jahre 2000 umgebaut und herausgeputzt worden ist: “Die Schüler aus Gifhorn haben in ihren Beiträgen die Botschaft dieser Kampagne in vorbildlicher Art und Weise wiedergegeben.” Graffiti sei ein “klassisches Jugenddelikt”. Auch nach diesem Wettbewerb soll demnach gelten: “Macht nicht alles kaputt - gegen Vandalismus und Graffiti”.

Zweifellos hat dieses Genre aber auch viele namhafte Künstlerinnen und Künstler hervorgebracht, in vielen Orten gibt es inzwischen Graffiti-Workshops, Städte stellen graue Flächen zur Verfügung, aus denen im Nu Augenweiden werden. Vieles hat zwei Seiten, diese Subkultur noch mehr…

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