Mittwoch, 21. Juli 2010

Blind, taub...

21. Juli 2010
Radio 21 bloggt

"Behinderte, Menschen mit Handicap, Rollis…..Bezeichnungen gibt es viele. Nur wenn es um den Umgang mit behinderten Menschen geht, sind viele unsicher. Was darf man sagen, wie soll man sich verhalten…bis hin zur Frage: darf überhaupt Mitleid gezeigt werden? Wie sind Ihre Erfahrungen? Ob als gesunder oder behinderter Mensch. Rufen Sie an und berichten Sie uns von Ihrem Alltag", bloggt in dieser Woche Radio 21.

Wer aber ist behindert? Jemand, der nicht gehen kann? Jemand, der nicht sehen oder hören kann? Jemand, dessen Verstand nicht so funktioniert wie unser Verstand?

Oder sind all diejenigen behindert, die nur an sich denken, keine Rücksicht nehmen, hinter dem Geld herjagen, nach Macht streben und über Leichen gehen? Das sind doch die Behinderten! Sie hindern andere, wo sie nur können. Stehen im  Weg, wo alle sich bewegen könnten. Sie sind Behinderer und leiden unter einer Sucht, die irgendwann unheilbar ist.

Ein Blinder dagegen ist nicht unheilbar krank. Er nimmt seine Umwelt anders wahr. Ohne Augenlicht. Manchmal nimmt er sogar mehr wahr als mit den Augen Sehende. Das weiß ich aus Erfahrung. Als das erste Kind ohne Augenlicht mich gefragt hat, ob es mein Gesicht abtasten darf, fand ich diesen Gedanken noch unangenehm. Als dieses Kind aber festgestellt hatte, dass mein Gesicht ganz o. k. sei, war das ein wunderschönes Kompliment. In diesem Augenblick  habe ich begriffen, dass ich meine Sichtweise ändern musste.

Das begriff ich auch, als ich mit einem Nachbarsjungen zum ersten Mal auf einem Fußballplatz war. Dieser Junge gilt als "geistig behindert", verfolgte das Spiel aber mit großer Begeisterung und freute sich beim Schlusspfiff darüber, dass seine Lieblingsmannschaft wieder einmal gewonnen hatte. Er war der Einzige, der sich freute. Denn die Lieblingsmannschaft dieses Jungen hatte das Spiel mit 0 : 3 verloren.

Viel gelernt habe ich ebenfalls nach einem Spaziergang mit einem Mädchen. Die Eltern waren in heller Aufregung, als wir zurückkehrten. Sie hatten mir nicht gesagt, dass dieses Mädchen gelegentlich Ausfallerscheinungen bekam. Hätte ich das gewusst, wäre ich wohl nicht so fröhlich und unbeschwert mit ihr unterwegs gewesen...Ich beschloss: Das bleibt so! Und sie beschloss beim zweiten Spaziergang: "Wir bleiben die beiden Verrückten in der Familie!"

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