13. August 2010
Aber glauben wollen das immer noch einige
Dieser 13. ist wieder ein Freitag, wie 1976, als der Linkshändertag von dem Amerikaner Dean Campbell eingeführt worden ist. Das war eine bewusste Entscheidung. Denn Freitag, den 13. halten immer noch viele für ein Unglücksdatum. Der Liedermacher Reinhard Mey hat diesen Aberglauben in "Ankomme, Freitag, den 13." auf die Schippe genommen. Alles geht in diesem Lied schief vor der Ankunft der Freundin. Dann trifft den Abergläubischen bei einem Blick auf den Kalender "auch noch der Schlag", denn: "Es ist erst der 12. und Donnerstag." Campbell hat´s ähnlich gehalten. Mit dem einen Aberglauben nahm er einen anderen Aberglauben auf die Schippe. Denn möglich ist auch immer noch: Linkshänderinnen und Linkshänder sind gar nicht anders.
Das aber glauben immer noch viele nicht. Für die ist die rechte Hand weiter "die schöne Hand". Als Linkshänder habe ich mir das oft anhören müssen. Nur nicht im ersten Schuljahr. Mein erster Lehrer ist nicht eingeschritten, als ich mit links die Buchstaben des Alphabets zu Papier brachte. Dafür bedankte ich mich bei ihm mit einem Diktat in Spiegelschrift. So sah ich die Wörter, mir war gar nicht bewusst, dass von rechts nach links schreiben in Deutschland nicht üblich ist.
"Alles richtig", gab mir mein Lehrer mein Diktat zurück, "nur falsch herum. Du musst von links nach rechts schreiben." Fortan legte ich das Blatt Papier schief, um beim Schreiben nicht die Tinte zu verwischen. Mein erster Lehrer ist übrigens der Vater der Schauspielerin Katja Riemann gewesen. Der sah alles lockerer als die Lehrerin, die wir ab der zweiten Klasse hatten. Nun musste ich mit rechts schreiben. Anderen kleinen Linkshänderinnen und Linkshändern ging es hier zu Lande genauso. Diese Umerziehung führte bei einigen zu einem psychischen Knacks. Bei mir nicht. Das Schreiben mit rechts fiel mir genauso leicht wie das Schreiben mit links. Also schrieb ich in der Schule mit rechts, zuhause mit links.
Später erfuhr ich, dass es nicht nur Leute gibt, die rechts die "schöne Hand" vermuten, sondern auch Leute, die Linkshänderinnen und Linkshänder für etwas Besonderes halten. Wie Kinder, die am Sonntag geboren sind. Bin ich auch noch. Damit hatte ich drei Aufmerksamkeitserreger: mit links schreiben, mit rechts schreiben, an einem Sonntag geboren.
Als ich 10 oder 11 Jahre alt war, saß ich mit meinen Eltern an einem Samstagabend vor dem Fernseher. Es lief eine Show. Zu den Gästen gehörte Eddie Constantin, ein seinerzeit ziemlich bekannter Schauspieler. Der stellte sich an eine Tafel und schrieb mit beiden Händen gleichzeitig. Den Satz begann er in der Mitte der Tafel. Die Wörter, die er mit rechts auf in Deutschland übliche Weise an die Tafel schrieb, schrieb die linke Hand im gleichen Moment in Spiegelschrift.
Wie das möglich sei, wurde Eddie Constantin gefragt. Seine Antwort: "Man muss sich nur auf eine Hand konzentrieren, die andere geht automatisch mit." Bei einem Test stellte ich fest: Das konnte ich auch.
Seitdem haben mir immer die Fußballer leid getan, über die bei einer Reportage nach einem verunglückten Pass oder Schuss gesagt wird, sie hätten "eben nur ein Bein". Das ist sicherlich schlimmer als Linkshänderin oder Linkshänder zu sein...
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