Sonntag, 13. April 2008

China-Reise in Wiesbadener Leere?

13. April 2008
Hoffentlich spielen Chinesen nicht Roland Koch

Meine liebe Schavan, hoffentlich spielen Ihre Gesprächspartner in China nicht den Roland Koch. Dann bekämen Sie zur Antwort: „China ist kein klassisches Einwanderungsland wie z. B. Kanada oder Australien. Wie in Deutschland treffen sich bei uns nicht viele Kulturen und bilden dann gemeinsam eine neue.“ Schon wären Sie mit dem, was sie laut „Bild am Sonntag“ vom 13. April 2008 vorhaben, in Peking ins Wiesbadener Leere gelaufen.

Die chinesische Führung sperrt zwar vor den Olympischen Spielen Internet-Seiten, damit möglichst wenige Informationen über Tibet nach außen dringen, zu den gesperrten Seiten gehören die täglichen Auftritte der „Bild“-Zeitung aber nicht - und dieses Boulevardblatt hat immer noch bekanntermaßen den damals gewählten und heutigen geschäftsführenden Ministerpräsidenten von Hessen am 28. Dezember 2007 in entsprechender Weise zitiert. „Multi-Kulti“ bezeichnete er als „Lebenslüge“. Wer in Deutschland lebe, habe sich anzupassen.

Für Tibet dagegen wollen Sie während Ihres China-Besuchs einfordern: „Die Entfaltung von Kultur und Religion gehört zu den selbstverständlichen Grundfreiheiten der Tibeter. Wer sie unterdrückt, muss mit einer klaren Antwort der internationalen Gemeinschaft rechnen. Während meines Besuchs in Peking werde ich Menschenrechtsverletzungen ansprechen und deutlich machen, dass das Vorgehen der chinesischen Führung in Tibet auf keine Akzeptanz stößt.“

Da Menschenrechte unteilbar sind und überall gelten müssen, wäre es höchste Zeit, dass Sie sich nach Ihrer Rückkehr in Ihrer Partei alle zur Brust nehmen, die hier zu Lande andere Kulturen und Religionen nicht zur Entfaltung kommen lassen wollen, die mit dem Papst um die Erleuchtung des Judentums beten, die mit unserem Bundesinnenminister den Islam in Generalverdacht bringen, die bei uns lebende Menschen mit Geburtsorten außerhalb der deutschen Grenzen abhängen von Chancengleichheit auf allen Gebieten.

Also: Tragen Sie den olympischen Gedanken erst einmal nach Peking, dann nach Wiesbaden, ins Springer-Hochhaus, in jedes Ministerium, in jede Organisation, zu den Lobbyisten und Ewig-Gestrigen, in die katholische Kirche, in die Kindergärten, Schulen und Universitäten von Flensburg bis Passau, vom Rhein bis zur Oder. Sie werden viel unterwegs sein müssen…

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