3. April 2008
Alltägliche Betrachtungen: "Hartz-IV-Sonntag"
Meinem Hund gefällt es nicht: Er muss im Auto auf mich warten, während ich die Stufen zum Hauptpostamt nehme, um die Ecke biege und nicht weiter komme, weil sich vor den Schaltern eine Schlange gebildet hat. Mein Hund wird also länger warten müssen.
Ich habe mich kaum angestellt, als sich zwei Männer in Arbeitskleidung zu uns gesellen. Der eine hat gleich einen flotten Spruch auf den Lippen: „Ist wieder Hartz-IV-Sonntag?“
Auch der andere ist über die Agenda 2010 bestens im Bilde: „Und draußen haben sie ihre Schnapsflaschen versteckt.“
Eine perfekte Lösung gegen Schlangenbildungen an solchen Tagen kennen sie ebenfalls: „Für die müsste man einen Extra-Schalter einrichten.“
Gute Idee
Die Schlange bewegt sich langsam auf die Schalter zu, während die beiden Arbeitskollegen nach einem Paketschein suchen. Wieder haben sie eine prächtige Idee: „Ich stelle mich schon einmal an. Du füllst den Schein aus.“
So machen sie es, und ich bin nach fünf Minuten am Schalter, neben mir löst ein Grauhaariger einen Scheck ein. Dem schaut einer der beiden Arbeiter über die Schulter, während der Langzeitarbeitslose sein Geld in Empfang nimmt: „So viel bekomme nicht mal ich.“
Nicht-mal-ich hievt das Paket auf die Waage, ich verlasse die Post, mein Hund ist außer sich vor Freude, ich fahre los und schalte das Radio ein. Gespielt wird die neue Scheibe von den „Ärzten“: „Lasse redn“, die dritte Single-Auskoppelung aus dem Album „Jazz ist anders“.
Hass und Titten
An der Ampel muss ich halten. "Die Ärzte" singen: „Lass die Leute reden und lächle einfach mild, die meisten Leute haben ihre Bildung aus der Bild. Und die besteht nun mal, wer wüsste das nicht, aus: Angst, Hass, Titten und dem Wetterbericht!“
Siehe auch
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